Die Musik der Salonorchester – eine Melange aus Walzer, Zigeunermusik, Foxtrott, Tango bis zum Schlager der Tonfilm-Ära – ist unmittelbar mit den beiden großen Zentren Wien und Berlin verbunden, wo ab den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts bedeutende Orchester vergnügungssüchtige Ausflügler in Bier- und Heurigenlokalen zum Tanz anspornten, wo in Kaffeehäusern und Weinstuben leichte und dennoch höchst anspruchsvolle Musik den Bürgern den Nachmittag versüßte. Diese Musik aber war nicht auf die beiden Metropolen beschränkt, sondern sie war die Unterhaltungsmusik aller europäischen Städte, der Kur-Bäder, der Casinos und Amüsiertempel.

„Salonmusik“ leitet sich aus dem französischen „musique de salon“ ab und also aus Hauskonzerten der großen Familien, deren „repräsentativer Privat-Raum“ der Salon war: Ein Ort, an dem neben musikalischen Kostbarkeiten en miniature auch Tanzmusik aufgeführt wurde. So ist Salonmusik unmittelbar mit dem Lebensgefühl der Geselligkeit verbunden und bleibt dies auch, als die Musik über den privaten Renommierbereich hinaus in die Säle und Hallen entwuchs. Vor allem die Zigeunermusiker mit typischem „Zigeunermoll“ und den aberwitzig schnellen Wechseln von Wehmut und Rasanz prägten die Musik der Orchester: Tangos, Polkas, Walzer … selbst Märsche wurden durch exotische Klänge nachmoduliert, feuriger oder schmelzender gemacht und sorgten so für die rauschhaften Tänze, für die Erschöpfungs- und Ohnmachtsanfälle, die die Ärzte der Zeit beunruhigten und sie vor den Nebenwirkungen des allzu starken Genusses dieser Musik warnen ließ. Und so ist Salonmusik mit einem zweiten Begriff verbunden: Virtuosität. Durch die Spiel-Meisterschaft der Primasgeiger oder Pianisten und deren Kompositionsgenie erlangten die Orchester ihren Ruhm.

Tomasz Tomaszewski (Levi von Gélzy – so lautet sein bürgerlicher Name) ist Primas des Salonorchesters und gleichermaßen Erster Konzertmeister des Orchesters der Deutschen Oper Berlin. Geboren in Czerniowitz als Sohn der berühmten Musikerdynastie Koczé verbrachte er seine Kindheit im Zigeunertabor und zog später mit seiner Mutter über die Schweiz nach Israel, wo er seinen ersten Geigenunterricht erhielt. Seine Studien vollendete er an der Akademie für Musik in Warschau. Als Mitglied des Polish Stringquartet unternahm er ausgedehnte Konzerttourneen und gewann zahlreiche Preise. Seit 1982 ist Tomasz Tomaszewski Erster Konzertmeister der Deutschen Oper Berlin und seit 1983 Gast-Professor an der Universität der Künste in Berlin. Trotz akademischer Ausbildung schöpft Tomaszewski seine Inspiration und seine Musikalität doch immer aus seinen Wurzeln in der Zigeunermusik und dem Klezmer, was ihm unter Kritikern den Ruf „Gipsy soul, jewish heart“ eingebracht hat.

(c)  Salonorchester der Deutschen Oper Berlin